Die nächste Station auf dem Campus war der Kleinwindkrafthersteller EasyWind. Wir konnten drei Testanlagen und die Produktionshallen besichtigen. EasyWind hat eine eigene GFK-Produktion und fertigt eine eigene AC-Box an, die zwei Generatoren im Kopf der Windanlage je nach Windstärke einschaltet. Des Weiteren haben sie ein Patent für mechanisches „pitchen“, also regeln der Rotorblätter je nach Windstärke ohne Elektronikeinsatz. Der eingesetzte Generator läuft asynchron und liefert 50 Hz, so dass für die Anlagen keine Wechselrichter benötigt werden, die bei Kleinwindkraftanlagen häufig kaputt gingen. Etwas störend erschien uns die Geräuschentwicklung der Windkraftanlage. Der Generator erzeugt scheinbar bei kleineren Windgeschwindigkeiten genau die Frequenz, die der Resonanzfrequenz des 19 m Masten entspricht. Dadurch entwickelte sich auch im Abstand von gut 30 bis 50 m ein hörbarer Oberton. Die Anlage ist erst ab einem Abstand zur Wohnbebauung von 120 m zulässig. Das schränkt deren Einsatz leider ein.
Die Fertigung kann etwa 10 Anlagen pro Monat liefern und montieren. Die eingesetzten Bauteile haben eine sehr lange Lebensdauer und sind bereits lange erprobt. Abgesehen von der Geräuschentwicklung könnte die Anlage mit Maximalleistung von 6 kW gut als Ergänzung für Photovoltaikanlagen im ländlichen Raum dienen. Für die Genehmigung sind nötig: Bodengutachten, Statiker und Baugenehmigung. Das heißt, dass ein Architekt einen Bauantrag stellen muss. Hinzu kommen die Kosten für die Kabel, da die Anlage ja nicht direkt neben Wohn- oder Arbeitshäusern errichtet werden kann.
Eine schöne Ergänzung zu Windanlage stellte das Konzept von Herrn Wiese dar. Er entwickelte zusammen mit der Firma Hellmann einen Speicher, den Herr Wiese „Eigenenergiewiese“ nennt. Hierbei wird Überschussstrom, der nicht im Haushalt verbraucht wird, in Wärme umgewandelt. Mit seinen Heizpatronen kann er in 500 W Intervallen regeln und hat so eine Ergänzung zu einer Hauptwärmequelle und kann somit den Brennstoffbedarf reduzieren. Wenn es viele solcher kleinen „Lastbänke“ gäbe, könnten diese als Stromsenke in einem Verbund zur Netzstabilität beitragen.
Das gemeinsame Mittagessen fand in der Kantine des GreenTec Campus‘ statt.
Herr Wieses Vortrag im Anschluss, fasste die Fakten des Vormittages zusammen. Inzwischen seien 161 E-PKWs in Nordfriesland zugelassen , das Potential liegt allerdings bei 90.000 zugelassenen PKWs . Gegen Ende des Vortrages leitete er eine Diskussion zum Thema Elektro- vs. Wasserstoffmobilität ein. In Punkto Wirkungsgrad liegt die E-Mobilität um ein vielfaches vorn. Auch bei den Lademöglichkeiten, liegt die E-Mobilität um den Faktor 100 vorn, obwohl gerade dort noch viel geschehen wird. Einzig bei der Reichweite läge die Wasserstofftechnologie vorn, wobei ein 50 T € teures Wasserstoffauto nicht viel günstiger ist, als ein Tesla, der ähnliche Reichweiten hat und ebenfalls sehr schnell wieder aufgeladen werden kann (Anmerkung vom Autor).
Bemerkenswert war der Besuch im Offtec-Schulungszentrum im Anschluss. Dort werden Offshore-Wind-Techniker für die Hochsee ausgebildet. Bisher mussten Windanlagen nur an Land gewartet werden, aber die Windanlagen auf der Nord- und Ostsee bedürfen auch Installation und Wartung. So gibt es spezielle Trainings für den Ernstfall eines Helikopterabsturzes oder ähnliche Havarie Fälle. Das Trainingszentrum wirkt wie ein großes Schwimmbecken mit Wellen und Wettersimulation (Sturm, Gewitter, Dunkelheit). Dieser Besuch hatte also auch etwas mit Erneuerbaren Energien zu tun und war für uns eine Abwechslung von der Fülle an Zahlen und Fakten.